5. Im Zeichen des Bucchero
Im Zeichen des Bucchero
Im Zeichen des Bucchero
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Vor uns sehen wir fünf Beispiele von Vasen aus Bucchero, einer besonderen Art von Keramikbearbeitung, die zu den höchsten und berühmtesten Symbolen der etruskischen Handwerkskunst zählt und durch ihre schwarze Farbe gekennzeichnet ist, zurückzuführen auf eine sauerstoffarme Brenntechnik.
Das erste Exemplar, auf das wir uns konzentrieren, ist eine Oinochoe (vom griechischen òinos, "Wein", und khèō, "gießen"), eine Rotellenkanne mit kleeblattförmigem Ausguss und einem ovalen Körper mit einem einzelnen, hinten angebrachten Henkel. Innerhalb der Öffnung zwischen zwei Rotellen befindet sich das plastische Gesicht einer Frau orientalischer Herkunft, flankiert von zwei eingeritzten Vögeln. Die weibliche Figur trägt den typischen, „Polos“ genannten, Kopfschmuck, den die alten Griechen zur Verzierung von Skulpturen von Göttinnen oder von Frauen, die religiösen Kulten dienten, verwendeten.
Das zweite Objekt vor uns ist ein „Karyatidenkelch“, so genannt wegen der typischen Stützen in Form weiblicher Figuren. Ein Artefakt aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., das für ritualistische Zwecke, als Behälter für Flüssigkeiten oder feste Nahrungsmittel, und als Symbol der Weihe und Garantie für die Unsterblichkeit des Verstorbenen gedacht war. Diese Interpretation wird durch die vier Stützen nahegelegt, die den runden Fuß mit der Basis und dem oberen Becken verbinden und zwei weibliche Figuren darstellen, die es mit erhobenen Armen tragen. Sie haben Flügel, die von parallelen Linien durchzogen sind, und tragen ein langes, in der Taille gebundenes Gewand. Sie wechseln sich mit weiblichen Figuren, die einen hohen Polos tragen und die Zöpfe an die Brust drücken, in der Geste der Klagenden, ab. Die geflügelten weiblichen Figuren sind eindeutig göttlicher Natur und wurden mit dem alten Motiv der 'Herrin der Tiere' identifiziert oder mit einer unbekannten Gottheit, die der etruskischen Turan, der Aphrodite, gleichgesetzt wird.
Das dritte Element in der Vitrine vor uns ist ein Kyathos im (altgriechischen „Schöpfgefäß“) aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v.Chr., ein Gefäß mit einem einzelnen Bandhenkel, der über dem Rand erhöht ist, um damit Flüssigkeiten, wie den mit Wasser vermischten Wein, aus großen Behältern wie einem Krater zu schöpfen. Die Inschrift auf der Unterseite, zeigt, dass es ein Geschenk war, das von einer aristokratischen Familie aus der Gegend von Vetulonia in Auftrag gegeben wurde, was man auch an der imposanten Dimension des Gefäßes erkennen kann. kann. An der Außenseite
sind sechs Krieger dargestellt, während sich im Inneren zwei Krieger gegenüberstehen, ein geflügeltes Tier und eine Figur mit einem monströsen Kopf und menschlichem Körper, das mit einem Raubtier kämpft. Auf dem mit Reliefs dekorierten Henkel befinden sich wilde Tiere.
Das vierte Artefakt in der Vitrine ist ein Kantharos, der legendäre Becher von Dionysos, der von den alten Griechen verwendet wurde, um den Sohn des Zeus in figurative Darstellung identifizieren zu können. Obwohl diese Form bereits in Griechenland dokumentiert ist, geht ihre kanonische Gestaltung mit zwei bandförmigem Henkeln, die über dem Rand angehoben sind und man es mit beiden Händen halten muss, um daraus trinken zu können, dennoch auf das etruskische Handwerk zurück. Ihre Verbreitung ist den etruskischen Seefahrern und Händlern zu verdanken, die dieses Objekt nicht selten auch in fremden Heiligtümern darbrachten. Immer noch gekennzeichnet durch die typische schwarz-bräunliche Farbe der Bucchero-Produktion, stellt dieser Vorfahre moderner Becher, der sich im gesamten Mittelmeerraum verbreitete, heute eine Art Fossiler-Leitfaden für die Präsenz und den Einfluss der Etrusker auf dem ausländischen Markt dar.
Das fünfte und letzte Objekt in der Vitrine ist eine Amphore aus Bucchero mit einer sehr besonderen Form, die sich durch bandartige Griffe zwischen dem Rand und der Schulter, einen langen, leicht ausladenden Hals, einen bauchigen Körper mit einer Rippe an der weitesten Stelle und einen Kelchfuß auszeichnet. Diese Form, die von den Etruskern sehr geschätzt wurde, ist die Grundlage für die Produktionen des griechischen Keramikers Nicosthenes, der ähnliche Vasen speziell für etruskische Auftraggeber hergestellt hat. Daher stammt der von modernen Wissenschaftlern gegebene Name „nicosthenische Amphoren“ für Vasen mit dieser Form.
Begeben wir uns nun erneut nach links, um die nächste Vitrine zu bewundern.